im Intervall fasten

30 minuten:

es ist Aschermittwoch – Fastenzeit, das ist ein Grund, warum ich mich traue, den Vorschlag zu machen, einmal nichts zu essen. Ein anderer, für viele ein gewichtigerer Grund, ist: Fasten ist gesund. In Maßen natürlich, aber das gilt ja sowieso für fast alles. Ich muss dazu sagen: Ich bin nicht der geborene Faster. Ich bin Esser. Das Zitat, das Kate Moss für sich geprägt hat: „Nichts schmeckt so gut, wie sich dünn sein anfühlt“, würde ich nie unterschreiben. Ein Zitat von Helge Schneider dagegen schon jetzt: „Essen ist der Sex des Alters.“ Ich glaube auch nicht an die Euphorie, die sich bei längerem Fasten einstellen soll. Denn bei mir funktioniert sie nicht. Ich habe es ausprobiert: Sieben Tage im Kloster bei Wasser, Brühe und verdünntem Saft. Es war die Hölle. Vom ersten bis zum letzten Tag.

Aber warum überhaupt Fasten: „Weil es von der Evolution gar nicht vorgesehen ist, dass wir dauernd regelmäßig essen“, hat Andreas Michalsen, Professor für Naturheilkunde an der Berliner Charité mir mal in einem Interview verraten. Das Daueressen überfordert unsere Körperzellen chronisch. Wenn wir dagegen fasten, gönnen wir unseren Zellen eine Pause, in der sie sich von zu viel Fett, Zucker und Entzündungen erholen können. Fasten hilft bei Bluthochdruck, Diabetes, leichten Depressionen, chronischen Schmerzen, Migräne, Rheuma, neurologischen Krankheiten wie MS und möglicherweise sogar bei Krebs.

Da die Pharmaindustrie von diesem Trend nicht wirklich profitiert, gibt es noch nicht allzu viele belastbare Studien zum Thema am Menschen, aber dafür umso mehr Tier-Experimente und nichtsdestotrotz: „Jeder Organismus, von der Hefe bis zum Rhesusaffen, wird weniger krank und lebt länger, wenn er gelegentlich fastet“, sagt Michalsen. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass Fasten beim Menschen genauso wirkt.

„Ich würde niemandem dazu raten, dass er seine Krankheit mit Fasten besiegen soll“, wird Michalsen in einem spannenden Artikel auf stern.de zitiert: „Wir wissen allerdings, dass der Nahrungsverzicht den meisten Menschen einfach gut tut.“ Sogar das sogenannte Intervallfasten sei hilfreich: „Studien zeigen, dass auch wenige Fastentage und Essenspausen von 16 Stunden bereits einen positiven Effekt haben. Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin- und Entzündungswerte verbessern sich, das Gewicht geht runter und die Stimmung hellt sich auf.“ Womit wir wieder bei mir wären – Intervallfasten ist etwas, das sogar ich hinkriege.

Es gibt zwei Vorgehensweisen: Entweder man isst fünf Tage in der Woche normal und zwei Tage nichts. Oder – und das ist mein Favorit – man lässt eine zeitlang jeden Tag das Frühstück oder Abendessen weg und fastet 16 Stunden während der Nacht. Wer zum Beispiel nach 17 Uhr nichts mehr isst (und nur noch Wasser, ungesüßten Tee oder schwarzen Kaffee trinkt), darf am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder frühstücken. Weil der Organismus sich erholen kann und nicht mit Verdauen beschäftigt ist, kann man nachts ganz entspannt schlafen. Und wird nebenher auch noch etwas dünner. Grund sind die biochemischen Veränderungen im Körper: Es kommt zu einem verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel. Anders als bei einer Diät wird der Stoffwechsel aber nicht gedrosselt und die Muskelmasse nicht abgebaut.

Man sieht nach so einem Intervallfasten also mindestens so schön aus wie Kate Moss – nur eben nicht so hungrig-verbittert.

Mehr Fasten-Hintergründe kann man auf Spektrum.de nachlesen oder auf ndr.de gucken.

Wer sich übrigens wundert, warum 30 Minuten über dem Text steht: Das ist die Zeit, die man am Tag ganz besonders fastet, weil man gerade nicht ausgiebig frühstückt oder zu Abend isst.

About Nicole

Ich bin Nicole, Medizinwissenschaftlerin und Journalistin. Seit mehr als zehn Jahren schreibe ich über die Themen Medizin, Psychologie und Ernährung. Meine wichtigste Erkenntnis: Nur wenn wir uns genug Zeit für uns selbst nehmen, geht es uns gut. In meinem Blog findet ihr Ideen, Gesundheits- und Wohlfühltipps, die guttun und ohne großen Zeit- und Arbeitsaufwand realisierbar sind, sondern einfach und schnell: in einer Minute, in fünf, zehn oder fünfzehn. Minuten für mich also. Darum heißt er me-minutes.

1 Responses

  1. Obwohl ich eine vorverlegte Fastenwoche hinter mir hab und mich echt göttlich fühle:
    Du hast vollkommen recht! Auch ich hab meine ‚Nachtzeiten‘ immer weiter ausgedeht und brauche an manchen Tagen nur mehr eine Mahlzeit und es spürt sich echt gut an, sowohl das dann wirklich lustvolle Essen, als auch die lange Zeit ‚für mich‘.
    Liebe Grüße und
    paradise your life! 😉

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